Mineralien- und Fossiliensammlung Granzer
 


Ein überraschender Fund in den Valangin-Mergeln bei Trigance/Provence

Von Gerhard Granzer, Allhartsberg   (11. September 2013) veröffentlicht in leitfossil.de

Ende Juni dieses Jahres unternahm ich mit meiner Frau eine Reise nach Südfrankreich in die Provence. Es war keine reine Sammeltour geplant, verschiedene Sehenswürdigkeiten und vor allem die abwechslungsreiche und beeindruckende Landschaft sollten unsere Ziele sein. Außerdem hofften wir, dass die Lavendelblüte schon begonnen hatte.

In einem kleinen Ort in der Haute Provence hatten wir ein passendes Quartier gefunden und von dort unternahmen wir täglich Ausflugsfahrten in die engere und weitere Umgebung. Wir besuchten den Mont Ventoux, die Ockerfelsen von Roussillon und die Gegend an der Route de Lavande bei Sault und Simiane-la-Rotonde. Leider hatte in diesen höher gelegenen Gebieten die Lavendelblüte noch nicht begonnen, sodass wir Zeit fanden, einen Abstecher zu den Mergelhängen bei Carniol zu machen. Trotz der für diese Fundstelle schon etwas späten Jahreszeit gelangen uns reichliche Funde der zwar kleinen, aber recht interessanten verkiesten Ammoniten.

Nach ein paar nicht sehr erfolgreichen Versuchen an diversen Septarien-Fundstellen - vor allem die leichter erreichbaren Mergelhänge waren sehr abgesucht und erbrachten keine nennenswerten Funde weder an Mineralien noch Fossilien - kam wieder ein berühmtes touristisches Ziel in unser Programm, die Verdon-Schlucht. Nach einem kurzen Aufenthalt im malerischen Ort Castellane folgten wir der Straße entlang des Verdon Richtung Verdon-Schlucht. Schon auf dieser Strecke herrschte starker Verkehr, zahlreiche Touristen hatten sich an diesem wunderschönen Frühsommertag dasselbe Ziel ausgesucht wie wir. Um dem Trubel noch einmal für einige Zeit zu entgehen, hatte ich die Idee, die Fossilienfundstelle bei Trigance aufzusuchen, die ich von früher her kannte.

Abbildung 1 (oben):  Valangin-Mergel bei Trigance, Département Var, Region Provence-Alpes-Côte d'Azur/ Provence.

Die Stelle war rasch gefunden, das Auto an günstiger Stelle geparkt, und auf ging es ein kurzes Stück durch den Föhrenwald zu den bekannten Mergelhängen aus dem Valangin (untere Unterkreide). Unterhalb annähernd waagrecht verlaufender bioklastischer Kalkbänke erstrecken sich stellenweise recht steile, abwechselnd grau und hellbraun gefärbte Mergelhänge. An den Flanken, in Rinnen und auf Verebnungsflächen fanden wir zahlreiche Exemplare des irregulären Seeigels Toxaster , diverse Steinkerne von Muscheln und kleine Brachiopoden. Auch bei den Seeigeln waren kleine Exemplare vorherrschend, nur wenige erreichten 2,5 bis 3 Zentimeter.

Beim Absuchen eines etwas steileren Bereiches unterhalb der überlagernden Kalkbänke ragte neben einem kleinen Seeigel ein helles, ovales, 5 Zentimeter großes Steinstück aus dem Mergel. Zuerst dachte ich an eine Muschel, aber aus der Nähe erkannte man sofort die leicht geschwungenen Anwachsstreifen, die auf ein Fragment eines Nautilus hinwiesen. Rasch war das Stück auf dem weichen Mergel freigelegt und zu meiner Überraschung zeigte sich ein weitgehend vollständiger Nautilus mit einem Durchmesser von 11 Zentimeter. Das Exemplar hat einfach geschwungene Lobenlinien und im Bereich der nicht vollständig erhaltenen Wohnkammer einen Windungsquerschnitt von 7, 5 Zentimeter. Dieser Fund war für mich doch eine Überraschung, da ich an dieser Fundstelle nur mit eher kleinwüchsigen Fossilien gerechnet hatte.

Abbildung 2 (oben):  Cymatoceras pseudoelegans (ORBIGNY, 1840). Unterkreide; Valangin. Trigance, Département Var. Phragmokon mit teilweise erhaltener Wohnkammer, worauf einige Austern des Exogyra-Typs sitzen.

Abbildung 3 (oben):  Abbildung 1 von Tafel 8 und 1 von Tafel 9 aus der Paléontologie Francaise, Céphalopodes crétacés, mit der Darstellung d'Orbignys Nautilus pseudo-elegans aus dem ,Neokom". Durchmesser 19,5 cm.

Bei der Bestimmung dachte ich zuerst an Cymatoceras neocomiense (ORBIGNY, 1840). Diese Form hat allerdings hochovalen Windungs-Querschnitt, es ist eher ,dünn", und weil mein Stück einen nahezu runden Windungs-Querschnitt hat, passt das nicht. Der Gehäuseform nach handelt es sich eher um Cymatoceras pseudolegans (ORBIGNY, 1840) ( Nautilus pseudo-elegans), wobei bei d'Orbignys Abbildungs-Stück der Nabel kleiner ist. Auf meinem Steinkern ist keine Berippung sichtbar, was aber normal ist.

Nach diesem schönen Fund ging es zurück in den Touristentrubel entlang der Verdon-Schlucht. Das schöne Wetter, die herrliche Landschaft, die spektakulären Ausblicke und unzähligen Fotomotive machten diesen Tag zu einem unvergesslichen Erlebnis. Den Abschluss bildete dann noch ein Besuch des malerisch gelegenen Künstlerortes Moustiers-Ste-Marie und schließlich kamen wir in der Gegend von Puimoisson auch noch an blühenden Lavendelfeldern vorbei.

Abbildung 3 (oben):  Blick in die Verdon-Schlucht.

Literatur

Fischer, J.-C. (Hrsg.) & H. Gauthier (wissenschaftlicher Koordinator) (2006): Révision critique de la Paléontologie Francaise
     d'Alcide d'Orbigny. Volume IV. Céphalopodes crétacés. 292 S., Nachdruck des gesamten Orbigny-Originaltextes (662
     Seiten) auf 173 Seiten; Nachdruck der 156 Originaltafeln auf 78 Seiten, 65 Fototafeln mit den Abbildungsoriginalen zu
     d'Orbignys Tafeln.
Moosleitner, G. (2002): Fossilien sammeln in Südfrankreich. Goldschneck Verlag.
Orbigny, A. d' (1840-1842): Paléontologie Française. Terrains crétacés. I. Céphalopodes. 662 S., Atlas mit 148 Tafeln. Paris.
Richter, A. E. (1979): Südfrankreich und seine Fossilien, Verlag Kosmos-Frankh, 19.. ?

Sammlung und Fotos Gerhard Granzer.

 


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